PNN v. 2007-07-03
Teltow - Es gibt einen Lichtblick für die Villa „Salomon“, deren Abriss
fast besiegelt schien. Denn nachdem der Heimatverein und die
Bürgerinitiative „Wir in Seehof“ (BiWiS) auf die Historie dieses
Gebäudes hingewiesen haben, äußersten auf der
Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag nun auch viele Volksvertreter
ihre Zweifel daran, ob der Abriss für das geplante Seniorenheim der
richtige Umgang mit der Villa wäre. Denn sie gilt als das erste Bauwerk
in der Seehofer Villenkolonie und steht heute an exponierter Stelle im
Ort.
Nun hat sich auch das Landesamt für Denkmalpflege
eingeschaltet, um ein Unterschutzstellungsverfahren einzuleiten. Auf
dem rund 5000 Quadratmeter großen Grundstück will ein neuer Interessent
eine Wohnanlage für Senioren errichten. Dazu strebt die Stadt eine
Lösung per Erbbaurechtsvertrag an. Ausgehend von einem Verkehrswert von
275 000 Euro soll der Erbbauzins 4 Prozent betragen.
Die Kommune war seit Jahren bemüht, für das ehemals als Kita
„Däumelinchen“ genutzte Gebäude einen Käufer zu finden. Doch der
bauliche Zustand erschien den meisten Interessenten hoffnungslos,
weshalb in der Begründung des Beschlusses nun auch von einem Abriss die
Rede ist.
Die Villa „Salomon“ ist allerdings nicht nur als
stadtprägender Bau bedeutend, das Schicksal ihrer Bewohner dokumentiert
auch ein Stück deutscher Zeitgeschichte. So war der Erbauer, Emil
Salomon, ein bekannter jüdischer Bankier, der sich mit seinem
Privatvermögen am Bau der Dampf-Straßenbahn Lichterfelde-Teltow
beteiligte. Sein Sohn Erich Salomon, der seine Kindheit in Seehof
verbrachte, gilt als Erfinder des Bildjournalismus und wurde mit seinen
Reportagen aus der Welt der Diplomaten und Staatsmänner berühmt. Er,
seine Frau und sein jüngster Sohn wurden 1944 in Auschwitz ermordet.
Heimatverein und BiWiS appellierten daher in einem Brief an die
Stadtverordneten sich für ein Nutzungskonzept einzusetzen, das den
Erhalt der Villa sichert. Bedauerlich finden sie zudem, dass über die
Zukunft des Anwesens nicht im Bauausschuss diskutiert wurde, „sondern
das Anliegen rein liegenschaftlich und damit unter Ausschluss der
Öffentlichkeit betrachtet wird. Transparenz ist etwas anderes“. Der
Erbbaupacht-Vertrag zur Villa, über den im nichtöffentlichen Teil der
Stadtverordnetensitzung am Donnerstag abgestimmt werden sollte, wurde
von Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) zunächst zurück gezogen. Schon
vorher hatte Stadtverordneter Eberhard Adenstedt (CDU/Grüne) das
beantragt. KiG
Hier finden Sie den Artikel im Original:
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/07.07.2007/3382832.pnn#art