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MAZ v.2007-07-03

Abriss oder Sanierung: Heimatverein und BiWiS wollen "Salomon-Villa" in Teltow-Seehof retten (ANDREAS KAATZ)
TELTOW Wenn die Stadtverordneten sich am kommenden Donnerstag im nichtöffentlichen Teil ihrer Sitzung mit dem Tagesordnungspunkt "Erbbaurechtsvertrag" befassen, geht es auch um ein Stück Teltower Geschichte. Ist doch geplant, die stadteigene Villa in der Max-Sabersky-Allee 2 einem Interessenten zu überlassen, der an der Stelle eine Senioreneinrichtung vorsieht. Bei dem Gebäude handelt es sich um das erste in der Villenkolonie Seehof, errichtet 1873.

Da sich das Haus allerdings in einem sehr schlechten Zustand befindet, ist es zumindest nicht ausgeschlossen, dass der Abriss droht. "Das war für uns eine alarmierende Nachricht", sagt Peter Jaeckel, Vorsitzender des Heimatvereins, und fügt hinzu: "Die Villa hat für Teltow eine große Bedeutung". Dies auch, weil der Erbauer Emil Salomon heißt, der als Bankier eine große Rolle im Berliner Wirtschaftsleben spielte. Bekannter ist indes sein Sohn Erich. Nach ihm ist ein Preis der Deutschen Gesellschaft für Photografie benannt, da ihm der moderne Bildjournalismus starke Anregungen verdankt, wie es heißt. Salomon ist in der Teltower Villa aufgewachsen, hat sie dann laut Jaeckel in den 20er Jahren verkauft.

Geht es nach dem Heimatverein und der Bürgerinitiative Wir in Seehof (BiWiS), sollte das Haus, das einst am Teltower See lag, eine neue Nutzung erhalten und einen Hinweis auf Erich Salomon, der 1944 in Auschwitz mit seiner Frau und einem Sohn ums Leben kam. Die Kommune indes versucht schon seit längerem, die seit 1960 als Kindereinrichtung genutzte Villa loszuwerden. Denn seit mehreren Jahren steht das Gebäude der einstigen Kita "Däumelinchen" zwar leer, verursacht jedoch u.a. wegen der Notheizung im Winter Kosten, wie Kämmerer Rico Kasten der MAZ sagte.

Doch der auch durch Gutachten dokumentierte marode Zustand schreckt Interessenten immer wieder ab, wie erst vor kurzem. Schließlich will die Stadt bei einem Verkauf 275 000 Euro haben – inklusive 2200 Quadratmeter des Grundstücks, das insgesamt mehr als 5000 Quadratmeter misst. Allerdings sieht Kasten die jetzt mögliche Lösung per Erbbaurechtsvertrag ohnehin als die bessere Lösung für die Stadt an, da sie dauerhafte Einnahmen sichert.

Einen eventuellen Abriss hält der Kämmerer für eher unproblematisch, auch weil es sich bei dem Anwesen nicht um ein Denkmal handelt. Das aber könnte sich bald ändern. Wie die MAZ erfuhr, soll das Landesamt für Denkmalpflege ein Unterschutzstellungsverfahren zur Villa eingeleitet haben.